Manche Namen für Charaktere erscheinen einem plötzlich, vielleicht unter der Dusche oder im Traum. Manchmal entstehen sie auch während des Schreibprozesses. Doch nicht immer fällt es leicht, die eigenen Charaktere zu benennen. Wie du gute Namen für Charaktere finden kannst und was du beim Bennen deiner Figuren beachten solltest, erfährst du in diesem Blogpost. Ich gebe dir viele Beispiele für die Charakterbenennenung, weil ich glaube, daran erkennst du am besten, was ich meine.
Falls du einen umfangreichen Charakterbogen für deine Figuren suchst, habe ich übrigens HIER genau das Richtige für dich! So erschaffst du lebhafte, vielseitige Charaktere und behälst über alles einen Überblick.
1 Realistische Namen
Natürlich willst du deinen Charakter so benennen, dass er möglichst einzigartig klingt. Schließlich ist er oder sie ja Held deiner Geschichte, ein ganz besonderer Charakter, über den ein Buch geschrieben wird! Trotzdem musst du Namen für Charaktere finden, die realistisch klingen.
Realistisch bedeutet dabei NICHT, dass deine Buchcharaktere normale Namen tragen müssen. Du solltest jedoch versuchen, einen Namen zu wählen, der in DEINER Geschichte und in DEINEM Setting Sinn ergibt. Das ganz normale Mädchen im High School Setting Azralayana zu nennen, macht den Charakter unglaubwürdig. Alle Charaktere haben deutsche Namen, nur die ebenfalls deutsche Protagonistin heißt aus unerfindlichen Gründen (sprich: Weil es so cool klingt) Ashley Black? Bitte nicht. Ein Hochelf namens Alex Meier im High Fantasy Roman mit mittelalterlichem Setting sticht ebenfalls seltsam hervor (es sei denn, du machst irgendwie glaubwürdig, warum der Hochelf so einen Namen trägt).
Mach das Besondere nicht durch den Namen deutlich (oder durch eine total abgefahrene Augenfarbe, wenn wir schon dabei sind), sondern durch die Handlung und Dialoge. Denk nur an Harry Potter, für den J.K. Rowling extra einen ganz normalen Namen gewählt hat, und wie besonders die Figur dennoch ist – so besonders, dass der normale Name Harry Potter fast jedem Menschen ein Begriff ist. Auf der anderen Seite finden wir außergewöhnliche Namen wie Hermine, Draco, Minerva, die perfekt ins Setting passen. Und zu ihren Trägern! Eine versnobbte Familie wie die Malfoys, die ausgefallene Namen wählt, ist nicht verwunderlich, ebenso passt Minerva zu einer strengen, talentierten Hexen-Professorin. Die ärmlichen, auf dem Boden gebliebenen Weasleys tragen schon normalere Namen oder nutzen Spitznamen (Ginny statt Ginevra, Percy statt Percival,…).
2 Einheitlichkeit
In deinem Buch sollten Charaktere aus gleichen (Kultur-)Kreisen auch ähnliche Namen tragen. Hier mache ich nochmal auf das oben genannte Beispiel der Ashley Black aufmerksam: Wenn Ashley eine Austauschschülerin ist, go for it. Wenn Ashley aus Buxtehude kommt und ihre Eltern Reinhard und Irene heißen, bleib lieber bei Namen, die ihre Eltern ihr wirklich geben würden.
Auch bei Fantasy-Geschichten kannst du die Namensgebung wunderbar dazu nutzen, zwischen verschiedenen Völkern zu unterscheiden. Vergleiche zum Beispiel die Namen der Elben und Hobbits in Herr der Ringe. Frodo, Sam, Bilbo oder Elrond, Galadriel, Thranduil – die unterschiedlichen Arten von Namen und Klang erzeugen auch direkt unterschiedliche Eindrücke, oder?
3 Feeling
Für mich ein unfassbar wichtiger Punkt! Mit den Namen möchte ich ein bestimmtes Feeling beim Leser erzeugen, ohne ihn direkt zu erschlagen. Margo, Edith, Reto, Agneta, Valentin heißen fünf der Charaktere in meiner Dystopie Demagogue. Für mich entsteht mit diesen Namen direkt ein ganz bestimmtes Bild vor Augen, von den Charaktere und der Welt. Ein paar Beispiele für unterschiedliche Genres, die ich mir jetzt direkt beim Schreiben überlege, verdeutlichen vielleicht nochmal, was ich meine.
- Sci-Fi: Aana, Dereec, Alix, Romer, Jul, Kay
- Fantasy: Minerva, Leander, Ophelia
- Young Adult Romance: Blair, Maia, Lucas, Asher
4 Länge
Kai, Ana, Lis, Rex, Dan, Art – wie viele dieser Namen kannst du dir merken und auf Dauer auseinander halten, wenn jeder Charakter im Buch einen Namen aus drei Buchstaben trägt? Wahrscheinlich ziemlich wenige. Nicht anders verhält es sich bei extrem langen Namen. Versuche, die Länge deiner Namen zu variieren, um es dem Leser leicht zu machen. Außerdem wirkt deine Namensgebung so wieder sinnvoller.
Wo kannst du nun Namen für Charaktere finden?
Es gibt tausend Möglichkeiten, um Namen für Charaktere zu finden. Hier nur einige von ihnen:
- Das klassische Blättern im Telefonbuch (auch wenn Telefonbücher so langsam aussterben)
- Ein Spaziergang über den Friedhof, da finde ich immer Unmengen toller, vergessener Namen
- Credits von Filmen und Serien
- Namensgeneratoren für verschiedene Genres: fantasynamegenerators.com hat zum Beispiel zahlreiche Generatoren für verschiedene Bedürfnisse, aber es gibt auch tausende anderen Generatoren. Einfach bei Google „Name Generator“ plus dein Genre oder Stil eingeben
- Namenslisten im Internet
- Bücher über Namen für Babys * – da gibt es alles von modern über klassisch bis nordisch
- behindthename.com (vor allem super für intensivere Recherche über Herkunft, Häufigkeit, Bedeutung,…) und ähnliche Seiten
Drei FEHLER beim Benennen von Charakteren
1 Außergewöhnlich um jeden Preis
Ashrakknamurakk: Kann sich niemand merken.
Jane Melody Isabella Hawthorne-Gold: Auch kein Bringer.
Außergewöhnlich ist gut, aber bitte nicht um jeden Preis! Dein Leser sollte den Namen aussprechen können. Und dein Charakter, so besonders er auch ist, darf nicht von Geburt an mit einem besonders ungewöhnlichen Namen gekennzeichnet sein – außer das ist wirklich Teil deiner Geschichte!
2 Namen, die den Charakter deiner Buchfigur beschreiben
Meine Zehen kringeln sich, wenn die aspirierende Sängerin zuuufälligerweise »Melody« heißt. Oder die schwarzhaarige Assassine »Raven«. Vor der Geburt des Kindes weiß niemand, was es später mal machen wird oder was für einen Charakter es entwickelt. Wenn du unbedingt einen Namen mit passender Bedeutung möchtest, nimm einen, bei dem es nicht offensichtlich ist. Statt Melody passt doch Aria auch gut zu einer Sängerin, oder?
3 Namen bekannter Menschen und Figuren
NATÜRLICH gibt es mehrere Menschen mit einem Namen auf der Welt. Und natürlich kannst du nicht jeden Namen vermeiden, der jemals in einem Buch verwendet wurde. Trotzdem ist es keine gute Idee, deine Buchfigur »Harry Potter« zu nennen. Oder Frodo, Gandalf, Feyre,…
Mal ganz von eventuellen rechtlichen Problemen abgesehen – ein Großteil deiner Leser hat bei bekannten Namen eine andere Person vor Augen. Besonders, wenn dein Buch im gleichen oder ähnlichen Genre angesiedelt ist. Ein Polizeibeamter namens Harry Green sollte kein Problem sein, aber ein jugendlicher Zauberer namen Harry, egal mit welchem Nachnamen, hinterlässt kein gutes Gefühl.
Fazit
Natürlich sind meine »Regeln« nicht in Stein gemeisselt. Ich nutze sie als Richtlinien, die man auch gerne mal brechen kann. Ich lese oft, dass die Namensgebung häufig überbewertet wird, man einfach im Telefonbuch blättern und irgendeinen Namen nehmen soll. Einerseits stimme ich zu: Du musst keine perfekten Namen für Charaktere finden, mit der perfekten Bedeutung. Andererseits wird die Benennung der Charaktere oft unterschätzt, denn Namen, die falsch oder aufgesetzt klingen, die an anderen Charaktere erinnern oder es dem Leser unnötig schwierig machen, sollte man vermeiden.